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Ab zur Psychotherapie! – Vorwort

Seitdem ich irgendwann mal vor Monaten in meinen Instastories (ich heiße auf Instagram übrigens chamy.at) begonnen habe über meine Psychotherapie zu sprechen, gab es kein Thema mehr, was mich per Privatnachricht öfter erreichte als dieses. Seit diesem Zeitpunkt habe ich mit gut 150 lieben Menschen da draußen geschrieben, die selbst Probleme habe und nicht so recht wissen, wie sie das Thema „Therapie“ angehen sollen bzw. kamen auch Nachfragen von Angehörigen oder Leuten, die einfach nur neugierig waren.

PSSSST, SAG BLOSS NICHTS!

Viele haben mich gelobt, dass ich mutig sei und solch ein Thema öffentlich anspreche, andere haben mich „gewarnt“, dass ich solche privaten Details über mich nicht öffentlich machen soll. Beide Reaktionen haben mich etwas stutzig gemacht und mir klar zu verstehen gegeben, dass eine psychische Erkrankung nach wie vor noch etwas Exotisches ist über das man nicht so einfach reden „darf“. Hätte ich nun über ein gebrochenes Bein gesprochen, hätte mich niemand gelobt, dass ich mich etwas öffentlich sagen traue oder auch niemand gewarnt, es öffentlich zu machen. Das Schlimme ist aber, dass fast ein Viertel aller Jugendlichen in Österreich aktuell an einer psychischen Erkrankung leidet, aber nicht mal die Hälfte jener Jugendliche bisher fachgerechte Hilfe in Anspruch genommen hat. Die Gründe dafür liegen laut Jugendpsychiater Karwautz einerseits in der – immer noch bestehenden – Stigmatisierung der Erkrankungen und einer damit sehr hohen Hemmschwelle, sich einem Arzt anzuvertrauen und dem unzureichende Verständnis von Angehörigen für psychische Erkrankungen. (Quelle: Medizinische Universität Wien) Und genau das ist der zweite Punkt, der mich etwas ärgert. Laut Studien erkrankt in den europäischen WHO-Staaten 1 von 15 Menschen pro Jahr an einer schweren Depression oder Angststörung. Außerdem gehen etliche Studien davon aus, dass ein Drittel bis die Hälfte aller Menschen im Laufe des Lebens zumindest einmal an einer psychischen Erkrankung leidet. Tendenz in den letzten Jahren immer mehr steigend. Angesichts dieser Zahlen finde ich es daher etwas bedenklich, dass das Thema „Psychische Erkrankungen“ nach wie vor ein Tabu-Thema ist und von vielen noch immer gern totgeschwiegen wird. Deswegen möchte ich meine Reichweite sinnvoll nutzen und dieses Themengebiet ab nun an häufiger ansprechen, um Denkanstöße zu geben oder auch Mut zu machen.

DU BIST JA GAR NICHT KRANK, STELL DICH NICHT SO AN!

All jene mit denen ich bisher gesprochen habe, haben diesen oder einen ähnlichen Satz schon zu hören bekommen. Und auch mir ist er nicht unbekannt. Gerade wenn ich in meinen Instastories erzähle, dass ich auf dem Weg zur Psychotherapie bin, schreiben mir meist 1-2 Leute, dass sie sich das bei mir gar nicht vorstellen können. Ich sei doch meist in meinen Stories so gut drauf und wieso bräuchte ich denn eine Therapie. Dazu muss ich sagen, dass ich ansich auch ein relativ gut gelaunter Mensch bin und in meinen Videos somit auch nichts vorspiele. Allerdings müsst ihr bedenken, dass ihr nur einen Bruchteil meines Alltags seht und auch bei Leuten in eurem Umfeld werdet ihr nicht alles 24/7 mitbekommen. Was ich damit sagen will? Nur weil man es einem Menschen nicht sofort ansieht, dass es ihm nicht gut geht, heißt es nicht, dass er nicht krank ist.

WAS HAST DU ÜBERHAUPT?

Ich selbst leide z.B. auch nicht an einer Depression, bin also nicht tieftraurig, sondern mein Problem sind Angststörungen und Zwangshandlungen/gedanken.  Um es mit den Kennzahlen der Liste der psychischen und Verhaltensstörungen nach ICD-10 zu sagen, habe ich wohl F41, F42 und F43. Wenn man mir nur kurz begegnet, wird man also NIEMALS auf mein Problem draufkommen. Selbst Bekannte oder auch Freude würden es wohl nicht mitbekommen und wenn ich mich bemühe, könnte ich es wohl vor jedem verstecken. Möchte ich aber nicht, da mich das extrem belastet und mir einfach zu viel Energie raubt.

NEUE BLOGREIHE: Ab zur Psychotherapie! 

So viel also zum „Vorwort“! In nächster Zeit wird es hier also in unregelmäßigen Abständen diverse Beiträge zu psychischen Erkrankungen geben. Ich habe bewusst den etwas saloppen Titel „Ab zur Psychotherapie! “ für diese Blogreihe gewählt, da ich das Thema gern locker und nicht stocksteif behandeln möchte. Da ich selbst noch in Therapie bin und meine Therapeutin meine Social Media Kanäle auch kennt, werde ich mich mit meinen eigenen Erfahrungen erstmal noch zurückhalten bis meine Psychotherapie beendet ist. (Das kann aber noch dauern. ;-)) Allerdings habe ich eine liebe Bekannte, die hier schon demnächst etwas zum „ersten Schritt Richtung Psychotherapie“ schreiben wird. Auch seid ihr gerne dazu eingeladen eure Erfahrungen rund um dieses Thema zu teilen. Egal, ob ihr selbst Therapeutin seid, oder eine Therapie gemacht habt, etwas über eure Erkrankung und eure Geschichte erzählen wollt, bitte gerne per mail@chamy.at (oder Messenger, Instagram, Facebook) melden!!! Sofern ihr möchtet, bleibt ihr natürlich vollkommen anonym.

WEITERE ARTIKEL IN DIESER SERIE:
Vorwort – Ab zur Psychotherapie!
Ich habe Depressionen – Was nun?!
Wochenbettdepression – „Wenn die Freude über’s Baby ausbleibt“

Symbolfoto: Jill Wellington über Pixabay

7 Antworten

  1. "Depression is eine ernste Krankheit. Du hast sowas nicht, also hör auf so zu reden." – Meine Mutter vor ca. 15 Jahre. Und heute wundert sie sich warum ich nicht mit meinen Problemen zu ihr komme.

    DANKE für deinen Post. Ich leide auch unter Zwangshandlungen. War schon mal schlimmer, und habs mit Medikamenten und Therapie aber gut in den Griff bekommen.

  2. Vielen Dank! Mir geht es psychisch schon seit Jahren schlecht und ich hasse mich und die Welt, weiß aber tatsächlich nicht wie und wo ich mir am besten Hilfe holen kann, weil ich mich so schäme.

  3. Zu deiner neuen Blogreihe kann ich nur sagen: Daumen hoch ��.
    Ich bin auch seit längeren in Psychologischer Behandlung und habe dadurch auch gemerkt, dass viele Menschen damit nicht umgehen können bzw es immer noch ein zu großes Tabuthema ist. Diese Sätze…Du bist doch gar nicht krank/irre…Stell dich nicht so an… und so weiter, kenn ich nur zu gut.
    Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf die nächsten Posts von dir.

  4. Mhhh ja darüber zu schreiben und zu reden ist. Nicht einfach… brauchte lang um mich zu öffnen, da§ auch ich a gesprächstherpie mache, noch länger hat es gedauert sich das einzugestehen. Sich selber dazu zu bringen. Wenn es im Umkreis nicht verstanden wird, bzw. darüber redet Ma net.. ist der Weg noch schwieriger…. man kann nur an sich selber arbeiten. Einsagen von außen bringt nichts. Mittlerweile reicht es vollkommen. Alles 6/7 Wochen ein Gespräch zu suchen.. und ch kann a wenig offener reden darüber ;):

  5. ein grund dafür, warum viele betroffene außerdem nicht zur therapie gehn is das bescheidene angebot der krankenkasse. eine therapiesitzung liegt meistens bei 50-100 euro und aufwärts für 50 minuten und die krankenkasse übernimmt für 10 einheiten je ca. 20 euro. und in akuten phasen bräuchte man halt eine wöchentliche sitzung. das sind dann im monat irgendwas um die 150 euro, die einfach nicht jeder bezahlen kann. und das angebot an therapeuten, die von der wgkk übernommen werden ist ein witz. wartezeiten von einem halben jahr und mehr sind da völlig normal und wenn du dann beim ersten termin merkst, dass der therapeut einfach nicht zu dir passt.. ja was dann? …bescheuertes system. ich selbst musste zb mit der therapie aufhören. aus finanziellen gründen. was einen dann am ende noch mehr runterzieht usw. das is ein echter teufelskreis..

  6. Ich finde es, wie eben schon auf Instagram geschrieben, total klasse, dass du mit deinem Beitrag dafür sorgst, dass überhaupt über dieses Thema gesprochen wird. Und dann auch noch als Serie, besser geht's ja nicht! Ich werde es auf jeden Fall gespannt weiter verfolgen. 🙂

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